Resilienz: Die 8 Bausteine für mehr Widerstandsfähigkeit

Resilienz: Die 8 Bausteine für mehr Widerstandsfähigkeit

Es scheint als würden sich einige Menschen von nichts umhauen lassen. Vielleicht kennst du auch solche Kolleg:innen, die mit einer großen Portion Gelassenheit und Ruhe durch die Herausforderungen des Schulalltags gehen und psychisch sehr stark wirken. Das sind dann Menschen, die wir als sehr widerstandsfähig – also resilient – beschreiben.
 
Doch was ist diese Resilienz und wie kann man sie bekommen?
 
Resilienz beschreibt die psychische Widerstandskraft, die uns hilft, durch Krisen und Herausforderungen im Leben zu kommen. Die psychische Gesundheit wird während oder nach widrigen Lebensumständen – Trennung, akuter Stress, Verluste etc. – aufrechterhalten oder schnell wiederhergestellt. Das heißt, obwohl du eine schwierige Situation durchgestanden hast, bist du gesund geblieben – wenn nicht sogar noch stärker geworden.
 
Die gute Nachricht: Resilienz ist nichts angeborenes. Es hängt von deinen Erfahrungen ab, von Inspiration und Ausprobieren. Falls du also merkst, dass du sehr schnell ins Rudern kommst, sobald es herausfordernd in deinem Leben wird, dann kannst du lernen, widerstandsfähiger zu werden. 
 
In der Wissenschaft gibt es verschiedene Modelle, die Resilienzfaktoren beschreiben. Der Psychologe und Coach René Träder hat in seinem Buch „Das Leben so: NEIN!, ich so: DOCH! – Wie du besser mit Stress, Krisen und Schicksalsschlägen umgehst“ 8 Bausteine entwickelt. Ich werde sie im Folgenden nennen und kurz auf den Schulkontext beziehen. Also wie du die einzelnen Bausteine im Schulalltag nutzen kannst, um in deiner Kraft zu bleiben.
 
Der erste Baustein: Verantwortungsübernahme
 
Ich kenne sehr viele Lehrer:innen die ständig darüber schimpfen, was das Ministerium oder die Schulleitung wieder tun, welche schlimmen Veränderungen es gibt oder welche Extraaufgaben nun wieder getan werden müssen. Statt dich als Opfer der Umstände zu sehen und alle Neuerungen des Ministeriums oder der Schulleitung zu beschimpfen, kommst du selbst in die Verantwortung. Wir haben vielleicht keine Kontrolle über die Dinge, die im Außen passieren. Sehr wohl aber über unsere innere Haltung, wie wir auf die Dinge reagieren. Siehst du dich also als Opfer oder übernimmst du Verantwortung für dein Leben? Frage dich, wie du auf diese Veränderung reagieren möchtest? Was bedeutet das für dich? Welche Entscheidung steht an?
Das heißt nicht, dass alles immer abgenickt und nicht kritisiert werden darf. Nur sollte es aus einer inneren Haltung geschehen, die dich nicht als Spielball der Dinge sieht, sondern als Steuermann. Manchmal darf die Entscheidung eben auch sein ins Handeln zu kommen, selbst etwas zu verändern oder sich abzugrenzen.
 
Der zweite Baustein: Akzeptanz
Wir sind alle sehr gut im Verdrängen. Besonders unsere digitale Welt ist dabei sehr verlockend. Leider ist das keine gute Strategie, um mit Herausforderungen im Leben umzugehen, da wir sie dadurch nicht wahrhaben wollen und sie so nicht lösbar sind. Vielleicht gibt es einen unterschwelligen Konflikt mit einem Schüler oder einer Schülerin, der sich über viele Stunden aufstaut. Oder dein Berg an Korrekturen türmt sich und du umgehst ihn Woche für Woche. Hier genau hinzuschauen und die Situation erstmal so zu akzeptieren wie sie ist – den Status Quo – ist sehr wichtig, um dann etwas zu verändern.
 
Der dritte Baustein: Zukunftsorientierung
Viele Menschen orientieren sich sehr oft an ihrer Vergangenheit und an dem, was passiert ist. Stattdessen ist es viel kraftvoller deine Zukunft bewusst zu gestalten und dich hier und jetzt zu fragen: Welcher Lehrer/ welche Lehrerin möchte ich denn sein? Egal wie ich gestern war und was ich da getan habe. Wie will ich morgen sein? Wie will ich in 10 Jahren sein? Welchen Unterschied möchte ich kreiert haben? Welche großen und welche kleinen Ziele habe ich? Mit all diesen Fragen wirst du wieder zum Gestalter deines Lebens.
 
Der vierte Baustein: Lösungsorientierung
Du kennst es vielleicht auch. Diese elend langen Dienstberatungen oder Lehrerkonferenzen, in denen es sich stundenlang um die Beschreibung des Problems dreht. Sehr wenig wird der Fokus auf die Lösungen und Möglichkeiten gelegt. An meiner Schule hatten wir anfangs auch ein großes Thema damit und Diskussionen richteten sich sehr schnell auf die Probleme. Da fing erst der eine Kollege an und der andere musste unbedingt noch seine Sichtweise hinzufügen. Dabei ist es viel produktiver, konstruktive Lösungen anzustreben.
 
Bei diesem Baustein ist es auch wichtig, mit seinen Gefühlen konstruktiv umzugehen. Gefühle sind immer eine sehr gute Orientierung für uns. Sie tragen eine Botschaft für uns. Sie zeigen uns, wo etwas nicht so passt, wir etwas verändern dürfen, uns etwas wichtig ist, wir eine Gefahr sehen etc. Statt diese Gefühle wegzudrängen, ist es viel effektiver, lösungsorientiert mit diesen Gefühlen umzugehen. In meinem Podcast „Mindful School“ habe ich dazu eine ganze Folge (Klick!) aufgenommen.
 
Der fünfte Baustein: Optimismus
Im Yoga liebe ich die Krieger-Haltung, um dem optimistischen und hoffnungsvollen Blick in die Zukunft Ausdruck zu verleihen. Sich in einer Krise oder Herausforderung zu fragen, was du dadurch lernen kannst oder wie dich dieses Ereignis im positiven Sinne prägt, sind sehr kraftvolle Fragen. Rückblickend sind es ja oft die Krisen, durch die wir wachsen, uns besser kennenlernen, das Leben intensiver genießen oder ein wenig weiser werden. Frage dich, wie du diese Herausforderung sinnvoll in dein Leben integrieren kannst, um gestärkt daraus hervor zu gehen.
Für mich hat das auch viel mit Vertrauen zu tun. Vertrauen ins Leben, Vertrauen, dass alles immer gut wird. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Durch Vertrauen kann ich auch optimistischer in die Zukunft blicken.
 
Der sechste Baustein: Beziehungsfähigkeit
Ein gutes Netzwerk an Menschen zu haben, die dir nahe stehen ist sehr wichtig. Hier geht es nicht um die Anzahl deiner Freunde, sondern viel mehr um die Tiefe der Beziehung. Ich finde es gibt nichts heilsameres für mich als ein intensives Gespräch mit meiner besten Freundin oder meinem Partner.
Wenn es dir gerade nicht gut geht und du mit niemandem sprechen möchtest, ist es auch sehr schön, mal zu überlegen, ob es denn einen lieben Menschen gibt, der sich über deinen Anruf oder deinen Besuch freuen würde. Für mich ist das oft sehr hilfreich, weil ich damit die Perspektive wechsle und Abstand von meinen eigenen Problemen bekomme. Sich um andere zu sorgen oder anderen eine Freude zu bereiten kann sehr wohltuend sein. Wenn dich also die Schule herausfordert, dann lohnt sich hier der Blick über den Tellerrand. Geh mal wieder mit deinen Freunden raus, mach dir einen schönen Abend oder überlege dir, wie du deinem besten Freund oder deiner besten Freundin eine Freude bereiten kannst.
 
Der siebte Baustein: Selbstwirksamkeit
Eine sehr wichtige Kompetenz, wie ich finde. Selbstwirksamkeit bedeutet, selbst wirksam zu werden, das Leben selbst zu gestalten. Wenn du beispielsweise vor einem Problem mit deiner Klasse stehst, dann kannst du dir 2 Fragen stellen:
 
  1. Was weiß ich? Was weiß ich über das Problem? Was weiß ich über mich? Was weiß ich über mögliche Lösungen?
  2. Was kann ich? Welche Kompetenzen habe ich? Welche Tools kann ich nutzen, um eine Lösung zu entwickeln? 
Außerdem geht Selbstwirksamkeit davon aus, dass wir alle lernfähig sind. Immer und zu jeder Zeit. Bis ins hohe Alter. Dein Hirn ist veränderbar und du kannst alles lernen, was du möchtest. Gelingt dir das Klassenmanagement noch nicht so? Dann frag Kolleg:innen, die das schon drauf haben und lern es von ihnen. Oder beließ dich mit schlauen Ratgebern, höre Podcasts …
 
Der achte Baustein: Erholung und Entspannung
Was ist deine PowerBank? Wie lädst du wieder auf? Zeiten der Ruhe und Entspannung sind einfach notwendig. Wann schaffst du dir Zeiten für Ruhe zur Erholung? Hast du genügend Ruhezeiten von Schule? Arbeitest du bis spät in die Nacht oder auch an Wochenenden?
Und wie sieht deine Erholung aus? Herauszufinden, wie du schnell in die Erholung kommst, ist sehr wichtig. Das kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Für einige ist es die Natur, für andere Meditation oder Sport.
 
Vielleicht gibt es den ein oder anderen Baustein, den du in den nächsten Wochen mal etwas mehr Aufmerksamkeit schenken möchtest, um psychisch gesund zu bleiben.
 
Welcher Baustein ist vielleicht aber auch schon sehr gut in deinem Leben ausgeprägt? Schreib es mir gern in die Kommentare.
 
Alles Liebe,
Frances

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