Mein Weg zum Yoga

Mein Weg zum Yoga

In diesem Post möchte ich euch gern auf meine persönliche Reise, in der ich zu meiner Yoga-Leidenschaft fand, mitnehmen. Doch möchte ich nicht nur meine Erfahrungen teilen, sondern euch auch einen anderen Blick auf Yoga vermitteln. Einen Blick der weitaus tiefgreifender ist und die oft oberflächlichen Assoziationen, die durch die Vermarktung von Yoga entstehen, übersteigt. 

Alles begann vor vielen Jahren, als ich ein 16-jähriger Teenager war. Ich wuchs in einer sehr ländlichen Gegend auf, in der es an sportlichen und kulturellen Angeboten oft mangelte. Als dann das erste Yogastudio eröffnete, war die Freude groß. Besonders jedoch bei den älteren Ü50 Bürgerinnen. Doch irgendwie sprach auch mich dieses Angebot an und so kam es, dass meine Mama und ich eine Yogastunde besuchten. Ich erinnere mich noch, dass die ersten Male sehr neue Erfahrungen für mich waren. Manche Übungen waren mir sehr fremd und ich hatte Mühe mich darauf einzulassen. Allgemein jedoch, tat es mir sehr gut. Ich war damals in der Abiturphase und litt unter großem Leistungsdruck. Schule gab mir oft das Gefühl, nicht gut genug oder richtig zu sein, wie ich bin. Ständig wurde man kritisiert und hatte das Gefühl von Fehlbarkeit. Egal wie sehr man sich auch manchmal angestrengt hat. Rückblickend kann ich sagen, dass ich unter einem hohen Stresslevel litt und dies die herausforderndste Zeit in meinem Leben bisher war. Ich denke nicht, dass es daran lag, dass die Umstände entsprechend schlecht waren. Vielmehr glaube ich, dass ich damals einfach keine Tools kannte, wie ich widerstandsfähig bleibe und den Herausforderungen mit Gelassenheit und Vertrauen begegenen kann. 

Das erste, was ich nach den Yogastunden spürte war körperlicher Natur. Ich hatte damals starke Schmerzen im unteren Rücken. Die Yogaübungen verringerten diese Schmerzen. Schnell konnte ich spüren, dass mir bestimmte Yogaübungen am Morgen nach dem Aufstehen sehr gut taten und die Rückenmuskulatur geschmeidiger machten. Ich denke, dass das auch oft der Grund von vielen Menschen ist, warum sie mit Yoga beginnen. Da schmerzt der Rücken, der Nacken ist verspannt oder der Arzt hat gegen den hohen Blotdruck Yoga verschrieben.   

Es gibt bereits viele Studien, die die positive Wrkung von Yoga als Begleittheraphie bei den verschiedensten Krankheiten belegen. Angefangen von Buthochdruck bis zur Krebstherapie. In diesen Studien geht es jedoch immer nur um einen Zusatzbehandlung zu der klassisch medizinischen Therapie. 

Was mich letzendlich wirklich dem Yoga verschrieben hat, ist etwas viel tiefgreifenderes. Ich fühlte mich nach einer Yogastunde nicht nur viel erholter und entspannter, sondern ich lernte dadurch auch, wie ich mit Herausforderungen im Leben umgehen kann. Es machte mich stressresistenter und widerstandsfähiger. 

Im Yoga lernen wir in Haltungen- die sehr herausfordernd und anstrengend sind, in denen wir am liebsten das Handtuch werfen würden- mit Ruhe und Gelassenheit entgegenzuwirken. Einige denken sich jetzt vielleicht: Alles schön und gut, aber wie um Himmels willen schaff ich das?

Wie wir auch das Fahrradfahren nicht mit einem Mal gelernt haben, sondern am Anfang immer wieder hingefallen und aufgestanden sind, so ist es auch mit Yoga. Um den Geist zu trainieren, braucht es Übung und Geduld. Das passiert sicher nicht gleich in den ersten Yogastunden. Am besten gelingt es, wenn man ohne große Erwartungen an die Sache geht. Jeder Leistungsdruck und jeder Krampf sollte vermieden werden. 

Auch ich hatte damals einen starken Geist, der mich sehr auf die Probe stellte. Manchmal überkam mich so ein Gefühl von Wut und Agression in den Yogastunden, dass ich mich am liebsten wie ein bockiges Kind in die Ecke gesetzt hätte. Ganz nach dem Motto: Kann ich nicht, will ich nicht, geht nicht! 

Mit der Zeit lernt man jedoch in diesen Situationen, den Geist zu beobachten, ohne sich mit jedem Gedanken zu identifieren und ihn für unglaublich wichtig zu erachten. Es gibt bereits Studien die sagen, dass circa 60.000-70.000 Gedanken am Tag durch unser Hirn schwirren. Davon ist nur ein Bruchteil (ca. 3%) positiv. Die Mehrheit der Gedanken verläuft nicht nur unbewusst, sie ist auch destruktiv.

Im Yoga kann es nun sein, dass wir zuerst unsere Gedanken bewusst wahrnehmen. Das ist bereits der erste Erfolg. Denn nur wenn wir sie wahrnehmen, können wir im zweiten Schritt entscheiden, ob wir ihnen Glauben schenken wollen, ob wir uns darauf einlassen wollen oder nicht. 

Vielleicht merkt man, dass einige die schlimmsten Szenarien beschreiben, die meist überhaupt nicht eintreten. Man kann sich dann also fragen: Will ich das eigentlich denken? Ist das wirklich so? Dadurch entsteht eine Loslösung von der Identifikation mit den Gedanken. Man spürt plötzlich, dass der Geist ständig irgendwelche Gedanken produziert, wir jedoch vielmehr sind als diese Gedanken. Hier liegt die Freiheit eines jeden Menschen. Ich glaube, wenn man das einmal verstanden hat, dann sind die Umstände in denen man lebt manchmal weniger tragisch oder vielleicht besser aushaltbar. So hat auch Nelson Mandela diese Freiheit in seinen 27 Jahren Haft erkannt und genutzt. Es sind nicht die Umstände, die uns beeinflussen,  sondern die Bedeutung, die wir diesen geben. 

Yoga wirkt hier besonders gut, da wir Haltungen mit dem Atem umrahmen. Der Atem ist ein so kraft- und wirkungsvolles Tool. Wann immer wir merken, wir sind gestresst oder eine Emotion wird im Körper spürbar (schnellere Atmung, Herzrasen, schwitzen etc. ), können wir dem mit einem ruhigen und gleichmäßigen Atem entgegenwirken. Nicht umsonst gibt es die Redewendung „Atme erstmal tief durch“, wenn jemand aufgebracht ist. Durch die tiefe Ausatmung aktivieren wir unser parasympathisches Nervensystem, was für Entspannung und Entschleunigung sorgt. Sind wir in Angst, so springt das sympathsiche Nervensystem ein und bereitet uns auf die Flucht vor (Herzschlag + Blutdruck steigen, Atmung schneller). Dies ist eine evolutionsbedingte Reaktion und war damals überlebensnotwendig. Wenn ein Sebelzahntiger vor uns stand, mussten wir in der Lage sein, sofort zu fliehen. Nun sind die „Gefahren“ in der heutigen Zeit etwas anderer Natur. Unser System reagiert jedoch noch immer in dieser Art und Weise. Wir können unsere Gemütslage also bewusst durch den Atem steuern. 
 

Long story short: Im Yoga ist der Atem ist ein unglaublich hilfreiches Werkzeug, mit dem wir uns in einer stressvollen oder herausfordernden Haltung arbeiten können. 

Ich denke, dass mich Yoga genau diese Dinge gelehrt und mir verschiedene Tools an die Hand gegeben hat, um mit den Auf und Abs in meinem Leben gelassener umzugehen. Darüberhinaus gibt es natürlich noch ganz viele andere Dinge, die ich durch Yoga erfahren konnte. Ich denke jedoch, dass besonders die Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen und stressresistenter zu werden, der game changer in meinem Leben war. Und wenn ich so in unsere Welt schaue- die gefühlt immer schneller wird und die Anfoderungen an uns stetig steigen- dann glaube ich, dass diese Fähigkeit eine sehr wesentliche ist, um dem stand zu halten und nicht im Burnout zu landen. 

Vielleicht motiviert das den einen oder die andere, mal wieder auf die Matte zu treten. Ich würde mich sehr freuen. 

Eure Frances 

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